Gestiegene Zinsen als entscheidender Einflussfaktor
Die Welt befindet sich im Wandel. Das tut sie immer – manchmal mehr und manchmal weniger. Seit Beginn der Corona-Pandemie scheint die Geschwindigkeit des Wandels jedoch deutlich zugenommen zu haben.
Das spüren wir auch bei der Geldanlage. Aktien erleben seitdem eine turbulente Zeit, Immobilienpreise fallen und Anleihen sind gerade im Jahr 2022 historisch eingebrochen. Und obwohl viele wirtschaftliche und politische Themen Einfluss auf den Erfolg einer Geldanlage haben, gibt es unabhängig von der Art der Anlage einen ganz entscheidenden Faktor: Den Zins!
Bedeutung höherer Zinsen für die Geldanlage
Bei den klassischen Sparanlagen wie Tagesgelder, Festgelder und Sparbriefen ist das erst einmal offensichtlich und logisch. Wenn der Zins für mein Sparkonto steigt, erhöht sich meine Rendite und mein Geld vermehrt sich (nominal) schneller.
Was aber passiert mit dem Wert von Anleihen, Aktien und Immobilien, wenn die Zinsen steigen? Das möchte ich Ihnen in meinen nächsten Blog-Beiträgen gerne aufzeigen. Ich starte heute jedoch erst einmal mit einem genaueren Blick auf die Zinsentwicklung in der jüngeren Vergangenheit und gehe dabei auf die Hintergründe ein. In den weiteren Blogs für das Jahr 2023 werden die jeweiligen Anlageklassen thematisiert.
Auswirkungen der EZB-Entscheidungen
Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass Zinssatz nicht gleich Zinssatz ist. Bei aktuellen Beratungen zu Immobilienfinanzierungen vermuten viele Kunden, dass die Finanzierungszinsen in den letzten sechs Monaten gestiegen sind. Grund dafür seien die Zinserhöhungen der EZB. Aber dem ist nicht so.
Tatsächlich hat der Kapitalmarkt u.a. aufgrund von wirtschaftlichen Daten (z.B. Inflationsraten) die Zinsenerhöhungen schon früher vollzogen. So sind die Zinsen am Kapitalmarkt besonders im ersten Halbjahr 2022 stark gestiegen. Die EZB hatte bis zu diesem Zeitpunkt nur über Erhöhungen nachgedacht und setzte diese erstmalig im Juli 2022 durch. Seitdem folgten sieben weitere Zinserhöhungen. Die Zinsen am Kapitalmarkt liegen jedoch seit Oktober 2022 auf einem nahezu gleichen Niveau. Es ist also offensichtlich, dass Änderungen der kurzfristigen EZB-Zinsen keinen unmittelbaren Einfluss auf die langfristigen Zinsen für Immobilienfinanzierungen oder Anleihen haben. Die Entscheidungen der EZB sind also weniger richtungsweisend gewesen als die Bestätigung eines Trends am Markt.
Aus meiner Sicht gab es in der jüngsten Vergangenheit einen viel größerer Zinstreiber, der aber ebenfalls durch die EZB ausgelöst wurde. Hierbei handelt es sich um die Einstellung des Aufkaufens von Anleihen seit Anfang 2022. So hat die Zentralbank bis Ende 2021 jeden Monat für über 30 Mrd. EUR Anleihen mit einer geringen bis negativen Rendite aufgekauft und dadurch die langfristigen Zinsen niedrig gehalten. Nach Wegfall dieser Maßnahmen reagierte dann der Kapitalmarkt und die langfristigen Zinsen begannen rapide zu steigen. Wenn Sie sich ein Bild von der Zinsentwicklung machen wollen, dann besuchen Sie gerne unsere Website (www.abacus-finanzplanung.de/immobilien/immobilienfinanzierung/). Dort finden Sie u.a. einen tagesaktuellen Zins-Chart.
Zukünftige Zinsentwicklung
Werfen wir einen Blick in die Zukunft, so ist zu erwarten, dass die Zinsen sich stabilisieren bzw. sogar wieder sinken könnten. Zumindest ist das die Erwartung, die der Kapitalmarkt hat. Um das zu erkennen, können die kurzfristigen Zinsen mit den langfristigen Zinsen verglichen werden. Während der kurzfristige EZB-Leitzins seit letztem Donnerstag bei 4,0% liegt, ist die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen bei ca. 2,6% p.a.. Und auch fundamental besteht aktuell wegen der rückläufigen Inflation keine Notwendigkeit die Zinsen weiterhin zu erhöhen. Da sich aber Deutschland und andere Staaten in Europa in einer Rezession befinden, könnten Zinssenkungen der Zentralbank die Wirtschaftsleistung wieder ankurbeln. Damit ist aber erst zum Jahresende zu rechnen.
Vor diesem Hintergrund kann es jetzt sinnvoll sein, einen Teil seiner Geldanlage in Anleihen zu investieren. Warum? Das erläutere ich in meinem nächsten Blog im August oder auch gerne in einem persönlichen Gespräch. Sprechen Sie uns an!