Ich schreibe diesen Artikel, weil mich Kunden ausdrücklich darum gebeten haben. Es geht um Interessenkonflikte in der Finanzberatung und welche Folgen für den Kunden daraus entstehen können. Warum ist eine unabhängige Beratung daher sinnvoll?
Ich selbst habe viele Jahre in Banken gearbeitet und erfahren, welche Erwartungen von der Bank an die Berater herangetragen werden. Jedes Jahr werden für die jeweiligen Teams (Vertriebseinheiten genannt) Absatzziele vorgegeben. Finanzprodukte, die für die Bank nicht von Vorteil sind, sollen zudem vermieden werden. Das bezieht sich sowohl auf das Kredit-, Anlage und Versicherungsgeschäft. So vertreten die Berater in erster Linie die Interessen der Bank oder Versicherung – sie sind also vor allem für die Erfüllung der Vorgaben verantwortlich. Die Kunden sind dafür Mittel zum Zweck. Ich möchte dazu ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit aufführen:
Eine langjährige Bankkundin mit einer kumulierten sechsstelligen Anlagesumme legte mir ihren Finanzstatus vor. Hier fielen mir auf den ersten Blick gleich mehrere Punkte auf, die für die Kundin eine suboptimale Lösung darstellen bzw. nur Bankinteressen berücksichtigen.
- Tagesgeldkonto; Anlagebetrag in Höhe von 50.000 EUR mit 1,0% verzinst. Der Einlagezins der EZB liegt bei 3,75%. Mit Geldmarktfonds oder ETFs über die Fondsgesellschaft der Bank könnte die Kundin eine höhere Rendite in Höhe des EZB-Zinssatzes bekommen. Da es für die Banken aber deutlich lukrativer ist, das Geld im Hause mit niedriger Verzinsung zu halten, wird das den Kunden meistens nicht angeboten. In diesem Fall beziffert sich der Nachteil für die Kundin auf 1.375 EUR pro Jahr.
- Mehrere Bausparverträge, investiertes Kapital in Höhe von 70.000 EUR, Habenverzinsung von 0,1% bis max. 1,0%. Kreditbedarf besteht nicht. Einen Mehrwert für die Kundin ist nicht zu erkennen. Für die Bank hingegen sind Bausparverträge äußerst interessant. Sie bekommen von der Bausparkasse Abschlussprovisionen in Höhe von mindestens 1,0% auf die Bausparsumme. In diesem Fall beträgt die gesamte Bausparsumme 300.000 EUR. Somit hat die Kundin mindestens 3.000 EUR an Abschlussprovision gezahlt – und das für eine Anlage, die schlecht verzinst wird.
- Depotstruktur I: Über 160.000 EUR sind in einem Depot investiert, das ausschließlich aus Produkten der eigenen Fondsgesellschaft besteht. U.a. sind ca. 20.000 EUR in einem offenen Immobilienfonds angelegt. Dieser hat in den letzten 12 Monaten 2,5% Rendite erwirtschaftet. Im Vergleich zu einem Geldmarktfonds (akt. 3,75% p.a. ), unterliegt der Immobilienfonds aber einem höheren Risiko aufgrund fallender Immobilienpreise. Bei vielen Immobilienfonds anderer Anbieter ist es deswegen in den letzten Monaten teilweise zu massiven Kursabschlägen gekommen. Eine Beratung zu diesem Fonds hat die Kundin in der letzten Zeit nicht erhalten.
- Depotstruktur II: Über 100.000 EUR sind in Vermögenskonzepte der eigenen Fondsgesellschaft geflossen. Diese werden von den Banken gerne als einfache All-in-one-Lösung angeboten und sichern der Bank langfristig lukrative Erträge. Leider zeigt sich bei der Mehrzahl dieser Modelle, dass die Wertentwicklung unterdurchschnittlich ist. Das ist auch bei meiner Kundin der Fall. Ein Umschichtungsvorschlag wurde aber trotz der schlechten Entwicklung vom Bankberater bis jetzt nicht gemacht.
Dieses ist nur ein Beispiel, bei dem die Kundin einen deutlichen finanziellen Nachteil hinnehmen musste. Die Treue zu Ihrer Bank kostet Sie viele Tausend Euro. Und ich könnte noch viele ähnliche Fälle anderer Kunden aufführen.
Unabhängige Beratung schützt vor Falschberatung bei der Geldanlage
Um sicherzustellen, dass der Berater im Interesse des Kunden berät, sollte der Ansprechpartner sorgfältig ausgewählt werden. So könnte man beispielsweise nach einem Berater, der eine CFP-Lizenz hat, suchen. CFP steht für Certified Financial Planner. Diesen Titel erhalten nur Berater, die eine sehr anspruchsvolle Qualifizierung erfolgreich abgeschlossen haben und sich Ethikregel unterwerfen. Leider hat dieser Titel in Deutschland nie die Bekanntheit erlangt, wie das z.B. in Großbritannien oder den USA der Fall ist. Darüber hinaus sollten Sie nach Beratern suchen, die „frei“ sind und in keiner Organisation arbeiten, die Vertriebsziele vorgibt. So könnte man auch nach einem Honorarberater nach § 34h Gewerbeordnung suchen. Dieser darf keine Provisionen von Anbietern annehmen und arbeitet ausschließlich gegen Honorar, das der Kunde ihm zahlt. Vielen ist dieses Modell jedoch am Ende zu teuer.
Unabhängige Beratung schützt vor schlechter Beratung
Wir von abacus sind keine Honorarberatung, dafür aber frei und ungebunden bei den Lösungen, die wir anbieten. Absatzziele gibt es bei uns nicht. Wir vergleichen unterschiedliche Angebote und sorgen für Transparenz. Dabei orientieren wir uns immer an dem Bedarf und den Interessen unserer Kunden. Natürlich verfolgen wir dabei auch eigene Interessen, denn wir möchten letztlich erreichen, dass die Kunden so zufrieden sind, dass sie uns weiterempfehlen.
Lassen Sie sich daher unabhängig beraten, um sicherzugehen, eine qualitativ hochwertige Betreuung zu erhalten.